– Eine Parabel für Humanität und Toleranz
Ob sich das Gotthold Ephraim Lessing wohl im Jahre 1779 hätte vorstellen können? Das Weilheimer Stadttheater präsentiert unter der Regie von Celino Bleiweiß, dessen Vorfahren zum Teil Opfer des Holocausts geworden sind, im Jahre 2024 das Stück „Nathan der Weise“ und die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klassen dürfen bei einer dieser Aufführungen dabei sein. Wie wichtig der Standpunkt Lessings zur Notwendigkeit von Humanität und Toleranz für uns heute immer noch ist, erschließt sich dem Publikum in der werkgetreuen Inszenierung trotz der gehobenen Verssprache deutlich. Aktuell bleibt vor allem die Botschaft der Ringparabel, in der gezeigt wird, dass Gott die Menschen gleichermaßen liebt, unabhängig von deren Religionszugehörigkeit zu Christentum, Judentum oder Islam, da alle drei sein Werk und alle Menschen seine Kinder sind. Beeindruckt hat die Inszenierung neben dieser zentralen Thematik der Gleichberechtigung der monotheistischen Religionen durch die differenzierte und feinfühlige Darstellung der Figuren und das reduzierte Bühnenbild, das die Zuschauenden in ihrer Phantasie an verschiedene Schauplätze im Jerusalem des 12. Jahrhunderts versetzt hat. So entstand ein eindrucksvolles und zum weiteren Nachdenken und Diskutieren anregendes Theatererlebnis. Und das muss ja das Ziel von Theater sein!